Baugeschichte


Die Errichtung der Wieskirche im Auftrag des Prämonstratenserklosters Steingaden in Oberbayern war eines der größten Bauprojekte des 18. Jahrhunderts im süddeutschen Raum. Die Pläne für die Wallfahrtskirche mit dem Gnadenbild des Gegeißelten Heilands fertigte der Wessobrunner Dominikus Zimmermann (1685-1766). Er zählt zu den bekanntesten Baumeistern des späten Barock und Rokoko.
Der baufreudige Speinsharter Abt Dominikus I. von Lieblein (1706-1771) besuchte 1748 die Baustelle der Wieskirche und lernte dort Dominikus Zimmermann kennen. Der Abt konnte den Architekten für ein Konzept zur Gestaltung des Innenraumes der Speinsharter Wieskapelle gewinnen.
Bereits 1747 wurde der Grundstein für die neue Totenkapelle im Kloster Speinshart gelegt. Entsprechend den Entwürfen von Dominikus Zimmermann entstand im rechteckigen Gebäude ein ovaler Kirchenraum nach dem Vorbild der Steingadener Wieskirche. So wurde der Hauptaltar der kleinen Kapelle ganz nach dem Vorbild der Wieskirche dem gegeißelten Heiland gewidmet. Die neue Totenkapelle bekam dadurch einen bis heute bleibenden Namen: Wieskapelle.
Wenn auch die Arbeiten von Bauleuten aus der Region durchgeführt wurden, tragen Grundriss sowie Raumeindruck doch die deutliche Handschrift des Wessobrunner Architekten. Als Dominikus Zimmermann im Januar 1750 eigens nach Speinshart kam, um den Bau zu begutachten, waren die Rohbauarbeiten nahezu abgeschlossen. Im gleichen Jahr begann Lorenz Ziegler aus Kemnath mit der Ausmalung des Innenraumes. Der Kirchenraum ist als Ovalrotunde gestaltet. Er wird von zehn Wandpilastern geprägt, die auf schlichten Basen stehen und mit einfachen Kapitellen bekrönt sind. Lediglich an den beiden Kapitellen der einstigen Altarwand lassen sich Rocaillen erkennen. Zwischen den Pilastern spannen sich Rundbögen über die zurückgesetzten Wandflächen. Auf den Wandpfeilern ruht das Gewölbe mit seinen zehn Stichkappen. Die vier Ecken des Raumes sind als Konchen gestaltet. Ihre Wölbung wird jedoch durch die Fensternischen durchbrochen. Das Konzept für die Freskierung stammt wohl ebenso wie die Raumidee von Dominikus Zimmermann. Im Gegensatz zur reich stuckierten Wieskirche hat Lorenz Ziegler in Speinshart auch die gesamten Rahmungen und Ornamente nur malerisch umgesetzt. Angedacht war ursprünglich eine Stuckierung durch Dominikus Zimmermann. Aus finanziellen Gründen hat sich dann Abt Dominikus I. von Lieblein aber wohl für eine einfache, im Vergleich zur Stuckierung bescheidene Ausmalung entschieden.