Ausmalung


Der Aufbau und die Gliederung der Ausmalung der Speinsharter Wieskapelle orientieren sich an der Gestaltung des Chores der Steingadener Wieskirche. Das zentrale Deckenfresko zeigt in beiden Kirchenräumen das Kreuz Christi als triumphales Zeichen des Heiles. Erweitert wird im Vergleich zu Steingaden das Bildprogramm in Speinshart durch die ausgemalten Kartuschen. Sie sind rings um das zentrale Deckenfresko angeordnet. In Steingaden sind die mit feinsten Rokokostuckaturen umrahmten Kartuschen als offene Okuli gestaltet, die den Blick in den umgebenden Raum frei geben. In Speinshart werden stattdessen Fresken gezeigt, die das Bildprogramm für die eigentliche Nutzung des Raumes als Totenkapelle eröffnen: Szenen aus dem Alten und Neuen Testament zum Thema Tod und Auferstehung. Über dem einstigen Hauptaltar des Kapellenraumes ist die triumphale Auferstehung Jesu Christi dargestellt. Die noch fragmental erhaltenen Fresken lassen die aufgemalten Roccailen als Umrahmung gut erkennen. Unterhalb des Bilderzyklus, der sich um das zentrale Deckenbild zieht, sind am unteren Ende des Gewölbes im Eingangsbereich über den Kapitellen der Wandpfeiler weitere Medaillons zu erkennen, in denen monochrome Dekorationen gemalt sind.
Das in Goldocker ausgeführte Rahmenwerk steht noch immer stark im Kontrast zu den nur noch spärlich erhaltenen schwarz marmorierten Wand- und Deckenflächen des Kapellenraumes. Zwischen den Fresken sind weitere Kartuschen eingegliedert, in denen biblische Verse noch rudimentär zu lesen sind. Sie stehen im Bezug zu den gezeigten Szenen aus der Heiligen Schrift. Reste des floralen und sepulkralen Dekors sind an den Wandflächen zu sehen. Zusammen mit Blätterranken bilden Knochen und Totenschädel das gliedernde Rahmenwerk der Wandgestaltung. Vor allem in der Portal- und den Fensterleibungen sind diese in Freskotechnik ausgeführten Malereien noch gut zu sehen.
Die fragmentarisch erhaltene Ausmalung zeigt, dass sich das Bildprogramm vom Eingangsbereich bis hin zum Hauptaltar offenbar gesteigert hat. Eine Unregelmäßigkeit in der Abfolge von Medaillons mit Bildern und Texten ist zu erkennen. Die durch die Architektur gegebene Symmetrie des Raumes wurde bei der Ausmalung nur sekundär fortgeführt. Über dem einstigen Hauptaltar lässt sich die asymmetrische Gliederung der Malerei noch gut nachvollziehen.