In der Eingangshalle der Klosterkirche zu Speinshart ist an der Decke das sogenannte „Stifterbild“ zu sehen. Dieses Bild gilt gewissermaßen als Gründungsurkunde des Klosters. Ungewöhnlich ist jedoch, dass es inmitten der barocken Deckenornamentik eher an eine mittelalterliche Malerei erinnert. Die Wissenschaft ist sich heute ziemlich sicher, dass der barocke Künstler – denn das Bild ist ja zweifelsfrei im Barock entstanden – ein spätmittelalterliches Tafelbild als Vorlage hatte. Zu sehen sind auf dem Bild Adelvolk von Reifenberg mit seiner Gemahlin Richenza sowie seine Brüder Reinhold und Eberhard von Reifenberg. Sie übergeben kniend an die Gottesmutter – die vor ihnen auf einer Wolke erscheint – einen typisch romanischen Kirchenbau. Ein Knappe mit Pferd zeigt dem Betrachter das Wappen derer von Reifenberg: den silbernen Turm auf rotem Grund. Auf Spruchbändern ist um das Bild folgender Text in Latein zu lesen:
Im Jahre des Herrn 1145 erfolgte die erste Stiftung dieser Kirche.
Herr Adelvolk von Speinshart, Stifter dieses Ortes,
und seine Gemahlin Richenza.
Die Brüder Reinold und Eberhard von Reifenberg.
Nimm an göttliches Kind mit Maria
die dem Gotteshaus gewidmeten Gaben.
Über den genauen Vorgang der Gründung des Klosters Speinshart gibt es keine Urkunden. Eine erste Niederschrift findet sich im Jahre 1163, als Kaiser Barbarossa das Kloster unter seinen Schutz nimmt. In diesem Dokument wird auch Adelvolk von Reifenberg namentlich als Stifter erwähnt. So finden sich also schon aus frühester Zeit Belege dafür, dass die Tradition, die im Stifterbild wiedergegeben ist und durch dieses auch fortlebt, einer wahren Tatsache entspricht.
Eine erste päpstliche Urkunde existiert aus dem Jahre 1181. Damals bestätigte Papst Alexander III. dem Kloster die Exemption – das heißt, das Kloster unterstand keiner weltlichen Macht, sondern direkt dem Papst.
Erhebung zur Abtei
Am 12. August 1457 stand im Kloster Speinshart nach dem Tod von Jordan Neusesser die Wahl eines neuen Propstes an. Man entschied sich für Georg Taurus (Ochs) von Gunzendorf. Am 22. September 1457 übernahm er sein Amt als Propst von Speinshart. Der Abt von Wilten, dem Gründungskloster von Speinshart, versuchte gegen die Wahl vorzugehen und legte großen Protest ein.
Ungehindert dieses energischen Vetos zeigte Propst Taurus einen besonderen Einsatz für das Stift. Schon im Februar 1458 erhielt er eine erste Anerkennung für seinen Dienst, indem er zum Visitator der Prämonstratenserklöster in Böhmen und Mähren bestellt wurde. Diesen Auftrag erfüllte er auf vorbildliche Weise. Sein Einsatz für den Orden sollte für das Kloster Speinshart zukunftsweisend sein: im Oktober 1459 wird ihm und seinen Nachfolgern beim Generalkapitel in Prémontré die äbtliche Würde verliehen.
Am 15. März 1460 kam es dann in Nürnberg zur Übergabe der Pontifikalien durch Kardinal Bessarion. Durch ihn überreichte Papst Paul II. an Georg Ochs und seine Nachfolger die äbtlichen Insignien: Mitra, Ring und Krummstab. Während dem Abbatiat von Georg Ochs von Gunzendorf kam das Kloster Speinshart zu zahlreichen Besitzungen an Höfen, Ackerland, Waldungen und Fischweihern. Rund 65 Fischweiher in der Region zählten zu dieser Zeit zum Besitz der neuen Abtei. Nach 44 Regierungsjahren als Abt von Speinshart verstarb Georg Ochs am 18. August des Jahres 1503. Seine Grabplatte erinnert noch heute in der Vorhalle der Klosterkirche an den ersten und an einen der bedeutendsten Äbte von Speinshart.