Eine typische Spiritualität der Prämonstratenser lässt sich nicht festmachen. Die Spiritualität des Prämonstratenserordens lebt in den einzelnen Klöstern. Sie basiert auf den vier Grundpfeilern, die sich aus der Augustinusregel und dem Ideal des heiligen Norbert ergibt: Dem gemeinsamen Leben (communio), dem Dasein für andere (actio), dem persönlichen spirituellen Leben (contemplatio) und der Verbundenheit zur Kultur des eigenen Hauses (stabilitas loci) mit seiner umliegenden Region.
In jedem Kloster entwickelt sich bedingt durch die kulturelle Umwelt eine eigene Spiritualität. Diese erhebt jedoch für sich den Anspruch, immer wieder weiterentwickelt zu werden. Ziel der jeweiligen Spiritualität ist es, Antwort auf die Fragen der Menschen zu geben, die auf den verweisen, auf den sich das alltägliche Leben der Chorherren ausrichtet: Jesus Christus.
Communio – getragen durch die Gemeinschaft. Das heißt für die Prämonstratenser, den Alltag miteinander teilen durch gemeinsames Wohnen, Beten, Essen und Arbeiten. Das heißt, miteinander reden und gemeinsam in den verschiedenen Situationen des Lebens nach Antworten suchen; nach den so oft verborgenen Sinn fragen und gemeinsam um Entscheidungen ringen; Leid und Freude miteinander teilen: Dies ist nach apostolischen Verständnis der Dienst am Nächsten, aus dem Freundschaften wachsen. Freundschaften, in denen man gemeinsam den Weg zu Gott und den Menschen sucht und schließlich auch finden kann. Eine Gemeinschaft, die in einem solchen regen Austausch steht, ist auch fähig, Konflikte gemeinsam durchzustehen.
Contemplatio – ein geistliches Leben führen. Das heißt für die Prämonstratenser, ein Leben zu führen, das sich an den Grundlagen der Bibel – dem Wort Gottes an den Menschen – orientiert. Durch die Betrachtung der Psalmen im Chorgebet wird den Prämonstratensern die Beziehung zwischen Gott und Mensch immer wieder vor Augen geführt. Ebenso stimmen sie aber auch durch den Gesang der Psalmen in das große Lob Gottes mit ein. Die Feier der Eucharistie bildet einen zentralen Punkt im alltäglichen Leben. Hier findet die Begegnung mit Jesus Christus als Mitte der Gemeinschaft statt. Ebenso ist der Herr im persönlichen Beten und Meditieren zu finden. Hier wird das eigene Leben immer wieder in den Anspruch Gottes gestellt. Das kontemplative Leben wird schließlich auch durch den gemeinsamen Austausch geprägt, durch Tage der Besinnung und in Exerzitien.
Actio – Dienste und Aufgaben. Das heißt für Prämonstratenser, als Seelsorger da zu sein für die Menschen in der Region und für alle, die das Gespräch suchen. Actio verlangt, die eigenen vielfältigen Fähigkeiten immer weiter zu entwickeln und einzusetzen. Actio bedeutet auch, am Leben der Menschen teilzunehmen, um die Zeichen der Zeit zu verstehen und die gestellten Aufgaben in der Seelsorge wie etwa in den Pfarreien und in der Jugend- und Erwachsenenbildung zu erfüllen. Zu den Aufgaben zählt auch das Engagement im kulturellen Bereich.
Stabilitas loci – verbindlich leben an einem Ort. Das heißt für die Prämonstratenser, die Liebe zu einer Region und ihren Menschen entdecken und bewahren. Daraus ergibt sich die Entscheidung, lebenslang einer konkreten Klostergemeinschaft in einem bestimmten Lebensraum anzugehören und dieser verpflichtet zu sein. Der einzelnen muss sich in der Gemeinschaft wohl fühlen, um langfristig in der Region um das Kloster leben und arbeiten zu können. Stabilitas loci heißt auch, sich immer wieder neu von dem herausfordern lassen, was die Menschen der Region bewegt und was sie brauchen. VORHERIGER ARTIKEL